Wer bin ich? Was macht mich aus? Fragen, die sich Alice nach dem abrupten Ende ihrer Kindheit
stellt. Äußerlich schon gereift, aber innerlich noch ein Kind, lässt sie sich von einem weißen
Kaninchen in eine traumartige Unterwelt,voller Paradoxa und Absurditäten, entführen.
Dort begegnet sie einer verrückten Teegesellschaft, Zwiddeldum und Zwiddeldei, Humpty Dumpty,
der Grinsekatze, einer Herzogin und einer Königin samt König, die sich teils über sie lustig machen,
ihr vor allem aber ihre Unwissenheit verdeutlichen.
In absurden Dialogen muss sich Alice nun behaupten. Es gibt scheinbar kein Entrinnen.
mit freundlicher
unterstützung
premiere
Bürgerhaus Rosbach-Rodheim
17. Mai 2016
assistenz
Carla Volk / Lena Felberbauer
projekt
Ein Projekt des theater et zetera
darsteller*innen
Amelie Mauser
Dario Liotta
Emil Feuerbach
Flora Lynn Eggert
Jan-Andre Kirschner
Laurin Felberbauer
Leonie Dillmann
Lilly Ehlert
Mara Klaproth
Marie-Victorine Kessler
Max Denfeld
Mira Dahler
Paula Bülte
Samuel Forster
Sara Garbe
Sarah Freter
Selinay Akkalay
Wetterauer Zeitung vom 17. Mai 2016
Rosbach (sur). »Die Nase klebt nicht«, schimpft der Teenager, der als
Siebenschläfer mit einer Schlafmütze verkleidet vor der Bühne sitzt. »Und die
stinkt!« Seine Finger betasten die Theaternase, die sein Gesicht älter erscheinen
lässt. Auch die anderen Darsteller zwischen 10 und 14 Jahren haben zum ersten
Mal bei dieser Probe Theaternasen im Gesicht kleben und mit dem ungewohnten
Gefühl zu kämpfen. Es sind die Endproben zum aktuellen Stück des Rosbacher
Ensembles des Kinder- und Jugendtheaters »et zetera« das in Zusammenarbeit
mit der Jugendarbeit der Stadt inszeniert wird.
»Alice - Wunderland?« ist ein Stück über das Erwachsenwerden und die Frage
nach dem Sinn.
17 Darsteller haben es über neun Monate mit dem Initiator Georg Bachmann
zusammen entwickelt. Die bekannte Literaturvorlage wurde verändert und in die
Lebenswirklichkeit der jungen Menschen übertragen.
Alice erlebt die Phase zwischen Teenie und Erwachsensein, wie die Jugendlichen
selbst. Sie ist kein Kind mehr, aber auch nicht erwachsen und deshalb schrecklich
unglücklich. Die quälende Frage für sie: Wer bin ich, was macht mich aus? Sie
folgt dem Kaninchen in eine andere Welt, aber weiß nichts und kann nicht
mitreden. Der König als Zeremonienmeister macht sich über sie lustig. Doch sie
kommt aus dem Schlamassel wieder heraus. Die Erkenntnis, dass alles nur
Fantasie ist und sie selbst bestimmt, wird zum Schlüssel für die Lösung.
Das Theater »et zetera« ist ein Kinder- und Jugendtheater mit einem
ungewöhnlich professionellen und experimentellen Anspruch. Georg Bachmann
(54) ist Initiator, Intendant, Spielleiter, Regisseur, künstlerischer Leiter,
Bühnenbildner und kreativer Kopf von »et zetera«. Seine Idee eines Kinder-und
Jugendtheaters entstand schon vor 17 Jahren in Frankfurt im Gallus-Viertel. Im
Rahmen der JugendKultur-Werkstatt Falkenheim hatte er mit einem Ensemble
aus Jugendlichen zunächst Literaturbearbeitungen auf die Bühne gebracht. Mit
wachsendem Alter, Können und Kreativität der Jugendlichen sind auch
Eigenproduktionen entstanden.
Mit Erfolg: »et zetera« ist preisgekrönt, konnte 2004 beim Theatertreffen der
Jugend in Berlin eine Auszeichnung entgegennehmen. Seitdem haben die
Gruppen sich weiterentwickelt, die Ersten sind erwachsen geworden, das
mittlerweile fünfte Ensemble probt in Frankfurt.
In Rosbach startete Bachmann die erste Projektgruppe 2012. »Alice« ist die
dritte Inszenierung. Jedes Projekt beginnt immer mit einer Werkstattphase, in
der intensives Schauspieltraining gemacht wird. Hier geht es um Sprachrhyth-
mus, Teambildung, experimentelle Darstellung und manchmal auch um die Kraft
sinnvoller Pausen. Die Herausforderung für die Jugendlichen ist das Einbringen
von eigenen Themen und Ideen.
Die Auseinandersetzung mit dem Erwachsenwerden, die auch das Thema von
»Alice« ist, führte laut Bachmann zu der Frage, »ob denn alles wirklich Wun-
derland ist«. So hat sich in der Weiterbearbeitung konsequenterweise ein
Fragezeichen in den Titel des Stückes eingeschlichen. Durch die intensive
Auseinandersetzung mit dem ursprünglichen Text veränderte sich dieser,
Charaktere wurden den Darstellern zugeordnet und weiterentwickelt. Sei es ein
starr am Platz bleibender Humpty Dumpty, der viel erzählt, oder ein unter
Zeitdruck stehendes Kaninchen, das seinen Charakter nicht nur durch die
Bewegung, sondern auch durch eine gepresste Stimme unterstreicht. Natürlich
kommen auch König und Königin, Zwidddeldum und Zwiddeldei, der Märzhase,
die Herzogin, die Spielkarten und andere bekannte Figuren vor.
Bachmann ist es wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen an einem Projekt
wachsen. Es gehe um mehr als um Spielen für die Jugendlichen, es gehe um die
Entwicklung ihrer Persönlichkeit, um die Gestaltung von Beziehungen und die
Erweiterung des Horizonts. Er will zum Nachdenken anregen. Die Fragen der
Jugendlichen an die Erwachsenenwelt seien deutlich: »Habt ihr eigentlich noch
Spaß im Leben?«
Von Sybille Ullrich
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